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"AUFIGSCHTIEG'N OBAGFALL'N HIN GWÖS'N - ABGÄNGE" | Eine installative Lesung nach den Romanen „Zündels Abgang“ und „Die kalte Schulter“ von Markus Werner 31. Januar 2015 | 20 Uhr | Schaubühne Lindenfels LEIPZIG Es spielen Verena Noll und Andreas Guglielmetti „Man hat ja inzwischen fast vergessen, dass so ein Theater überhaupt möglich ist. ... In der installativen Lesung ABGÄNGE werden zentrale Motive aus den Romanen „Zündels Abgang“ und „Die kalte Schulter“ des Schweizer Schriftstellers Markus Werner miteinander verschränkt und die Handlung auf bildhafte und theatrale Übersetzung untersucht. Die Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Schauspiel, Lesung und Installation.
Die Figuren in Markus Werners Werk scheitern beständig an den Anforderungen des Lebens, misstrauen konsequent der Idee von Sicherheit, fühlen sich unzugehörig. Sie treten ab, rebellieren, verstummen. Als Gegenpol zu dieser „haltlosen“ Welt tritt in Werners Texten die Begegnung zwischen Mann und Frau, die scheinbar Sicherheit bietet und Geborgenheit verspricht, bis die Angst vor dem Scheitern zu einer Verweigerung der Liebe führt oder der Tod auftritt und die Entscheidung abnimmt.
In „Die kalte Schulter“ findet der Kunstmaler MORITZ WANK in der Dentalhygienikerin JUDITH Orientierung und Lebenssinn, die ihm durch den banalen Stich einer Biene, der Judith das Leben kostet, wieder entzogen werden. In „Zündels Abgang“ bricht der Lehrer KONRAD ZÜNDEL nach der gescheitert geglaubten Ehe mit MAGDA zu einer Reise nach Italien auf, von der er nicht zurückkehrt. Sie endet vielmehr im radikalen Bruch mit dem bürgerlichen Leben und dem „Paktieren mit der Realität“.
In unserer Fassung werden beide Geschichten im Wechsel in sechs Sequenzen erzählt, wobei der immer dramatischere Gemütszustand Zündels durch die inselhafte Liebe der „Verschonten“ Judith und Wank kontrastiert wird. Die Bühne orientiert sich zeichenhaft-minimalistisch an Orten und Motiven der Texte. Infusionsständer dienen den Schauspielern – die ständig zwischen Figur, Leser und Sprecher changieren – als Halt(erung) für den Text. Mit dem Akt des Lesens selbst wird gespielt. Das Nachlesen und Sich-Vergewissern-Müssen der Sprecher in „unsicheren Situationen“ wird für die Figuren zur szenischen Aktion.
Photos: Cindy Cordt |